5.7.07


17.4.07

Eine Beziehung geschickt zu beenden ist ja eigentlich kaum möglich, es sei denn beide haben eigentlich kein Interesse mehr daran. Beziehung per SMS zu beenden ist besonders übel. Und dann noch so eine E-mail hinterherzuschicken.
Sie ist von einem Typen, der mit A Schluss macht. B ist eine andere.

Meine Kommentare stehen hinter den <.

Hi A und gleich vorweg muss ich mich bei dir entschuldigen, wie ich mit dir umgegangen bin und dass ich nicht einmal den Mut aufbring, persönlich mit dir Schluss zu machen.

< Macht das nicht unbedingt besser. Wenn er schon damit anfangen möchte, "die Gefühle der Frauen" (der Plural macht sich natürlich gut) zu respektieren, dann geht das nicht mit einer SMS und einer entschärfenden (?) E-Mail. Wenn er schon per SMS Schluss machen will, soll er dazu stehen und sagen warum!

Ich hatte mir vor vielen Wochen oder sogar Monaten krampfhaft vorgenommen viele Mädls in London kennezulernen und Spass zu haben, um über meine damalige Freundin hinüberwegzukommen. Das war auch ganz gut so, bis zu dem Zeitpunkt, ab dem ich mir dann eingebildet hab, dass ich unbedingt eine Freundin brauche um endgültig über die alte liebe hinwegzukommen. Gleichzeitig hatte ich mich dann in B verliebt und letztendlich jedoch doch wieder mit ihr schlussgemacht. Warum, versuchte ich damals zu leugnen, jetzt weiß ich es: Angst wieder in einer richtigen Beziehung zu sein, sich für den anderen einschränken, Zeit für den anderen aufzuopfern, usw.

< Das mit dem Hinwegkommen über alte Liebe mit einer neuen muss ich nicht kommentieren. Klingt schöner als es in Wirklichkeit ist. Und was soll das rechtfertigen? Tragische Liebe und Spaß haben als Rechtfertigung klingt doch eher dämlich in dieser Situation. Abgedroschenes Blabla, das noch nie irgendjemand von Schuld befreit hat. Und was ist für ihn "Spaß haben, um über seine Freundin hinwegzukommen"? Das heißt doch nur suchen, wo sich eine neue auftreiben lässt. Sie hat sich wohl grad angeboten, denke ich mal und sie hat ihm gefallen. Oder vielleicht eher andersrum. Kenne beide nicht.
Und er hat sich also verliebt... soso. Schön, dich das wissen zu lassen. Jetzt. Per Email.

Da bekam ich Panik, da ich doch noch immer darauf eingestellt war, „Spaß zu haben“ und wollte, ich-bezogen und selbstsüchtig wie ich war, meine Freiheit nicht aufgeben und fühlte mich sofort eingeengt. Dann warst da du, die perfekte Lösung für mich, hübsch, unkompliziert, meine kühle Einstellung akzeptierend und meine Situation verstehend. Ich dachte mir, ich könnte dich als Freundin haben, damit mein Ziel „eine Freundin zu haben über meine alte Liebe hinwegzukommen“ und doch gleichzeitig meine Freiheit und Zeit für mich behalten.

< Er selbst schreibt sogar "Spaß zu haben" in Anführungszeichen. Er hat sich das ja so schön in seiner Zeit daheim überlegt, dass für ihn jetzt alles plötzlich Sinn ergibt, was er sich im Kopf ausgemalt hat. Und da du ja so schön kühl und unkompliziert bist, wirst du das ja sicher auch verstehen, dass er dich einfach nur benutzen wollte. Ist ja auch verständlich... er wollte ja schließlich "Spaß haben" - mit hundert Anführungszeichen klingt das noch nicht weniger ekelhaft. Aber du wirsts ja verstehen, gell A. Bist ja hübsch und so und brauchst keine Aufmerksamkeit. Und man kann dir das ja auch einfach so sagen. Schließlich hatte er ja ein größeres Ziel, was du ja sicher auch gerne akzeptierst, nämlich - noch mehr Anführungszeichen - über seine Liebe hinwegzukommen. Könnte kotzen.

Bis zu dem Zeitpunkt, als ich erkannte, wie schrecklich ich mich eigentlich verhalten hatte, gegenüber B und natürlich auch gegenüber dir. Ohne Rücksicht auf Verluste mit den Gefühlen von 2 Frauen spielen, damit ich meine Selbstbestätigung habe. Ab dem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich das nicht mehr will, und das dass weder mich noch dich glücklich machen würde.

< Klar. Er wollte es nicht mehr, weil er sich moralisch schlecht fühlte. Was für ein guter Mensch er doch ist! Ach nein, er ist ja noch auf dem Weg dahin und pflastert den Weg erstmal auf deinem Rücken mit preiswerten SMS. Dieser Absatz hier ist doch einfach nur Augenwischerei. Seine moralischen Bedenken sind in Wirklichkeit einfach das, was er oben schon sagte. Du bist so schön unkompliziert und verständnisvoll. Aber irgendwie hat er ja jetzt doch keine Lust drauf. Lieber die andere - viel aufregender. Oder irgendwas anderes.
dann: "Dass er weder sich (1.) noch dich (2.) glücklich machen würde." Mehr muss ich dazu nicht sagen.

Du verdienst es nicht so behandelt zu werden, du verdienst einen Mann, der dich wirklich liebt und dir das alles gibt, was ich dir nie geben hätte können. Und du verdienst eine Beziehung, in der du auf Händen getragen wirst und genauso geliebt wirst, wie du selbst liebst.


Und ich möchte eine richtige Beziehung, mit verliebt sein, mit Schmetterlingen, mit hundertprozentiger Hingabe und dass ich meine Freundin vermisse, sobald sie auch nur einige Stunden nicht bei mir ist..das war ich bei dir leider nicht und es tut mir leid, dir das zu sagen. Ich habe gewartet über die Ferien und so viel nachgedacht über alles..doch eines habe ich nicht, so böse das jetzt auch klingt: Ich habe dich nicht vermisst.

< ach wie romantisch. er will verliebt sein und zwar richtig. und du darfst nicht mitmachen. warum schreibt er das nochmal?! gibts einen noch größeren holzhammer? achja, da unten kommen noch ein paar:
Gut, er hat dich nicht vermisst. Überrascht mich nicht- dich auch nicht wirklich. Er hat viel nachgedacht. Nicht über diese Email. Nicht darüber, wie du dich danach fühlst. Nicht darüber, wie er diese Botschaft etwas taktvoller rüberbringen könnte. Man schreibt das nicht!

Du bist so ein einzigartiger Mensch und ich würde es verstehen, wenn du mich jetzt hasst und verfluchst. Dennoch hoffe ich, dass du meine Entscheidung zumindest ein bisschen verstehen kannst und mir glaubst, dass ich jetzt gerade dabei bin, ein besserer Mensch zu werden, insbesondere im Hinblick auf die Gefühle der Frauen. Ich liebe die B und möchte auch mit ihr zusammen sein, es tut mir leid, was ich dir alles angetan hab, insbesondere auch am letzten Abend. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen,

< Klischeesatz "einzigartig .. bla. .. hass mich.... bla ... versteh mich ... ein bisschen (würg).... besserer Mensch." Er wäre dir nicht böse, dass du etwas daran zweifelst, dass das hier gerade der erste Schritt zum besseren Menschsein war.
Gefühle der Frauen.... Jaja, bei allen anderen, die ihn grad noch zufällig beim "Spaß haben" abhalten, wird er dann schon ein bisschen verständnisvoller sein. Nur zu. Und das passt auch mit dem nächsten Satz so schön zusammen und der Satz ist das allerletzte. Das ist jetzt meine Rechtfertigung für eine große Rache.

Wie kann er DIr nur schreiben, dass er sie liebt und mit ihr zusammen sein will?! Und das als Höhepunkt des Briefs? Das ist echt das allerletzte und toppt alles, was ich bisher gehört hab. So voll ins Gesicht. Hätte dir ja gleich die Einladung zur Hochzeit von ihm (1.) und B (2.) schicken können.

Das ganze Teil trieft vor abgestandenen Redewendungen, blöden Sprüchen aus amerikanischen Filmen und blatanter Frechheit und Respektlosigkeit. Er dachte wahrscheinlich, die Länge der Mail drückt etwas über seine Gedanken aus, aber in Wirklichkeit ist sie einfach nur ein Unding: Sie ist völlig taktlos, egoistisch und böse. Er hat sich null Gedanken über dich gemacht, sagt das einerseits direkt und zeigt das durch die unverschämten Schläge ins Gesicht.

Verschwende so wenig Gedanken wie möglich an den und behalte deinen Stolz. Er hat dich nur benutzt und will das jetzt einfach unter den Teppich kehren, weil du ja so schön "akzeptierend" (was für ein dummes Wort) bist. Wie ein Probeabo nach 2 Wochen kündigen. Du hast das auf keinste Weise verdient und du hast erst recht nicht verdient, dass man dir das auf so geheuchelte Weise mitteilt. So ein blöder Feigling. Konfrontier ihn und er weint. Bin mir sicher. Lass ihn nicht so einfach mit dir abschließen. Er ist dir mehr schuldig als 15p. Seine blöden Floskeln geschmückt mit ein paar Gemeinheiten solltest du ihm um die Ohren hauen.

7.3.07

Könnte mir mal jemand erklären, warum das witzig oder kultig ist?
Meine die Frage ernst, da dieses Zitat nur bei Amerikanern wirkt, die dies für tiefe Gedanken halten. So europäisch und so...

- You know what they call a Quarter Pounder
with Cheese in Paris?
-They don't call it a Quarter Pounder with
Cheese?
-No, they got the metric system there, they
wouldn't know what the fuck a Quarter Pounder
is.
-What'd they call it?
- Royale with Cheese.
-Royale with Cheese. What'd they call a Big
Mac?
-Big Mac's a Big Mac, but they call it Le Big
Mac.
-What do they call a Whopper?
-I don't know, I didn't go into a Burger
King.

Aus Pulp Fiction, dem Film, den jeder Mann, der auf seine Männlichkeit besteht, entweder zitiert, als Poster irgendwo hängen oder sonst demonstrativ lieben muss.

Ja, bin müde und genervt.

4.3.07

Und wieder fange ich an zu schreiben, wenn es wieder mal unzumutbar schlecht zugeht in der gegenwärtigen WG. Die letztjährige habe ich zwar hinter mir gelassen, wohne aber nun wieder mit Leuten zusammen, die meine Theorie bestätigen, dass WGs aufgrund von externen Effekte nicht funktionieren können.

Diese Theorie ist eine der interessantesten, die mir seinerzeit Herr Bofinger und Herr Winter beigebracht haben, und die wie das Höhlengleichnis von Plato oder wie "piget, pudet, paenitet" sich irgendwo fest in meinem Gehirn verankert haben. Es geht im Grunde darum, dass Kosten und Nutzen sich nicht entsprechen. Wenn zum Beispiel jemand in London zusammen mit vier anderen Mitbewohnern eine Wohnung, d.h. Küche und Flur teilt, treten positive und negative externe Effekte auf:

1. Negative externe Effekte: Die privaten Kosten sind niedriger als die sozialen Kosten.
Wenn zum Beispiel Tia, die Amerikanerin aus Virginia ("Was ist Oslo? Ist das ein Land?") und Lorna (Dauerpyjamaträgerin aus England) ihr Geschirr am liebsten unabgespült viele Monde lang vor sich hinreifen lassen, sind die privaten Kosten für die Verursacher eigentlich null. Schließlich manifestiert sich in dieser Haltung auch die hohe Toleranz der Akteure gegenüber Spülbeckengebirgen und einhergehendem Esswerkzeugsmangel. Die sozialen Kosten dagegen sind größer null, da die anderen Mitbenutzer der Küche hohe Kosten zu tragen haben: Diese äußern sich im Vermeiden der Küche, im erhöhten Energieverbrauch für den Ausdruck der Missbilligung bis zur handfesten Androhung des Wohnheims, für die professionelle Reinigung aufkommen zu müssen.
In solchen Situationen kommt es dadurch zu einem übermäßigen Konsum des betroffenen öffentlichen Gutes (hier: Küche und Geschirr, zu dem der Zugang nicht eingeschränkt werden kann), da die Benutzer nicht vollständig für die Kosten aufkommen müssen. Diese werden nämlich durch vier geteilt.

2. Positive externe Effekte: Der privaten Nutzen ist kleiner als der soziale Nutzen.
Man stelle sich vor, dass beispielsweise Tia, die Amerikanerin aus Virginia ("Ich brauche keinen Mann, ich habe doch Jesus, der mich liebt.") die Idee hat, die Küche gemeinschaftlicher zu benutzen, d.h. alles in der Küche zu teilen. Durch Lobbyarbeit und die durch Harmoniebedarf geschwächte Verhandlungsposition der Mitbewohner wird diese Praxis zunächst eingeführt. So macht der Gemeinschaftskühlschrank seinem Namen alle Ehre und wird regelmäßig mit Milch bestückt und das Spülmittel periodisch ersetzt. Jeder trägt abwechselnd zum Gemeinschaftsgut bei, was zu einem verstärkten Gemeinschaftsgefühl und zur Kostenersparnis führt (weil z.B. die Milch in größeren Mengen und somit billiger erworben werden kann).
Die Theorie ist aber leider zum Scheitern verurteilt aufgrund obengenannter positiver externer Effekte. Der private Nutzen gemeinsam gekaufter Milch besteht aus dem Anteil am Milchkonsum und aus der Kostenersparnis durch gemeinsamen Kauf. Nun gibt es aber ein Problem: Bestimmte WG-Bewohner kaufen regelmäßig Milch ein, wenn diese leer ist, da sie Wert auf Milchkonsum legen und an die Anschaffung denken, damit der Milchkonsum nicht unterbrochen wird. Der mangelnde Anreiz, den Kaufakt auszulösen führt aber dann zum Kollaps des Abkommens. Der Nutzen, den der Käufer von der Investition hat, ist kleiner als der soziale Nutzen, d.h. der Nutzen aller WG-Mitbewohner. Durch Trittbrettfahren zerstört sich das System von selbst, da regelmäßige Käufer konsequent weniger Nutzenzuwachs erfahren und damit nicht mehr weiter investieren wollen. Niemand möchte dauernd für andere mitzahlen.


Deswegen: Eine WG funktioniert meiner Meinung nach nicht, da es einerseits zum Überkonsum von öffentlichen Gütern (Geschirr, Küche, Teppich, Strom, Wasser, Spülmittel,...) kommt und gleichzeitig eine Unterfinanzierung dieser Güter (niemand will in gemeinsam Genutztes investieren) herrscht.
Die einzige Möglichkeit ist, dass eine sog. Internalisierung der Kosten stattfindet, dh. Benutzer von öffentlichen Gütern müssen entweder so überwacht werden, dass die anteilsmäßigen Kosten erfasst werden können (was nicht möglich ist) oder die Bewohner müssten soviel Respekt und Achtung voreinander haben, dass ein Überkonsum und der daraus folgende Verlust an Sympathie psychische Kosten verursacht. Das geht zum Beispiel mit Familie, Freunden oder auch mit Leuten, die Respekt haben.

Hat jemand verstanden, was ich mir eigentlich genau von der Seele schreiben musste?